Der Würstelstand ist ein Ort, an dem ich eigentlich ganz selten bin. Ich bin keine Fleischtigerin, aber wenn ich Fleisch esse, sind für mich Herkunft und Qualität der Produkte – vulgo Würstel – wesentlich. Bis jetzt hat es deshalb kein Würstelstand geschafft, mein Herz und meinen Bauch zu erobern.
Das könnte sich nun ändern. Haben doch zwei in Wien lebende Salzburger, einem alten Würstelstand im 8. Bezirk zeitgemäßes Leben eingehaucht. Dort gibt es alles, was es an den meisten anderen Würstelständen nicht gibt: Würstel von kleinen Produzenten, wie den Fleischereien „Gissinger“ und „Landl“ aus Ottakring und dem Fleischer „Hofmann“ aus Hollabrunn. Und es gibt sogar Würstel in Bioqualität von der „Bio-Wurstmanufaktur Schober“ aus Gars am Kamp. Für Vegetarier und Veganer steht auch nicht irgendeine Industrie-Soja-Veggie-Wurst auf der Karte, sondern auch hier wird auf Qualität gesetzt. Die Wurst ist aus Austernpilzen gemacht und kommt vom Wiener Stadtbauer „Hut & Stiel“.
Bei den Beiden geht es um die Wurst: Mike Lanner und Stefan Sengl
Ein kleiner Qualitätsproduzent ist auch beim Bier zum Zug gekommen. Es gibt das „Augustiner-Bräu“ vom Kloster Mülln aus Salzburg. Dieses handwerklich hergestellte Traditions-Bier gibt´s sonst nirgends in Wien. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Brauerei auf Selbstabholung setzt. Gastroprofi Mike Lanner und PR-Berater Stefan Sengl betreiben den neuen „Wiener Würstelstand“, der etwas abseits der Josefstädter-Straße an der Ecke Pfeilgasse/Strozzigasse liegt. Die B-Lage scheint aber vollkommen egal zu sein. Bereits zwei Monate nach der Eröffnung brummt es vor hungrigen Gästen bei dem in den 60iger Jahre erbauten Kiosk mit Mini-Schanigarten.
Neben der Käsekrainer ist die Bosna der Favorit der hungrigen Imbiss-FreudInnen. Die Bosna hat einen besonderen Stellenwert für die ambitionierten Wurststandler. Die beiden Salzburger wollen das kulinarische Wurst-Erbe ihrer Heimat auch in Wien kultivieren. Deshalb wurde für die Bosna auch ein eigenes weißes Weckerl von der Bäckerei „Gragger“ entwickelt, die das Brot für alle Würstel liefert. Die Curry-Mischung für die Bosna ist nicht Irgendeine aus dem Packerl, sondern wird nach einem Familien-Rezept von Mikes indischer Schwiegermutter hausgemacht. Und die obligaten Zwiebel und die Petersilie werden natürlich frisch und in kleinen Stücken mit der Hand geschnitten. Alles in allem eine Bosna, die richtig gut schmeckt. Für Mike wäre es das Nonplusultra, wenn „die Gäste finden, dass unsere Bosna mindestens so gut, wenn nicht sogar besser schmeckt, als in der Salzburger Getreidegasse“.
Schon vor zwei Jahren haben die beiden Würstelexperten den verwaisten Stand in der Josefstadt gekauft und am Weg bis zur Eröffnung einiges an Würsteln verkostet. „Ein paar Hundert Würstel werden es schon gewesen sein, die wir insgesamt mit Freuden und Testkunden in den letzten Monaten verkostet haben“, erzählt Mike. Rund 30 kleine Fleischereien aus Wien, Niederösterreich, Salzburg, Tirol und der Steiermark haben sich dem Qualitäts-Casting gestellt. Es liegt bereits viel Gutes am Grill, die Käsekrainer aus Bio- als auch konventioneller Herstellung schmecken hervorragend. Doch das ist den beiden Würstelständlern nicht genug. Stefan Sengl: „Wir experimentieren an einer eigenen Käsekrainer mit Schafskäse und auch das eingelegte Gemüse möchten wir in Zukunft selbst machen.“ Auch bei den konventionellen Würsten möchten Mike und Stefan wieder mehr zurück zum Ursprung. Mike Lanner wünscht sich: „In die Wurst soll nur das reinkommen, was unbedingt gebraucht wird“. Daran wird bereits getüftelt. Produktqualität und Leidenschaft für die Wurst-Sache sind die Hauptzutaten der beiden sympathischen Neo-Würschtler – kurz gesagt, den beiden ist einfach nix wurscht.
Tipp
Wenn du in Wien bist, solltest du diesen neuen Würstel-Hot-Spot auf jeden Fall ausprobieren. Die Bosna (Euro 3,90 und bio um Euro 4,90) ist die Spezialität, die Käsekrainer (ab Euro 3,90) kann auch etwas und Lammfreunde kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Sogar als Vegetarier und Veganer (Bosna um Euro 4,90) wirst du hier nicht einfach mit Industrie-Food abgespeist.
Adresse & Öffnungszeiten
Pfeilgasse/Ecke Strozzigasse, 1080 Wien
Dienstag und Mittwoch, von 11.30 h bis 23.45 h
Donnerstag, Freitag, Samstag, von 11.30 h bis 04.00 h
Sonntag und Montag geschlossen
Küchenfreundin Isi bei der Recherche
Hallo Isi,
also ich muss unbedingt bald wieder nach Wien reisen um diesen tollen Würstlstand zu besuchen.
Da läuft mir schon richtig das Wasser im Mund zusammen.
Vielen Dank für den interessanten und informativen Beitrag.
Dein Fan aus München
Lieber Fan aus München,
das ist eine gute Idee – in Wien gibt es ja auch sonst noch ganz viel zu unternehmen. Liebe Grüße, Isi